Am 14. Oktober 2014 vollendet Glaubensschwester Margaretha Schwan Ihr 90. Lebensjahr. In den neun Dekaden ihres Lebens gab es sowohl im Privaten als auch im Gesellschaftlichen manche Veränderung. In einem Interview gab sie Einblick auf bewegende Momente ihres Lebens.
Sie sind am 14. Oktober 1924 geboren und im Oktober 1930 empfingen Sie das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Wie haben Ihre Eltern zur Kirche gefunden? Können Sie sich an die Handlung erinnern?
Margaretha Schwan: „Meine Mutter wurde während einer Unterhaltung in einem Laden in der Würselener Kaiserstraße in die Gottesdienste der Neuapostolischen Kirche eingeladen. Wir wohnten in Aachen-Haaren und gingen von dort regelmäßig zu Fuß nach Würselen in die Versammlungsstätte in der Oppener Straße. Wir vier Kinder wurden dann zusammen mit meiner Mutter im Oktober 1930 versiegelt. An die Handlung kann ich mich nicht mehr erinnern.“
Wo haben Sie Ihre Kinder- und Jugendjahre verbracht?
Margaretha Schwan: „Als mein Vater mit 47 Jahren in Folge einer Kriegsverletzung verstarb, war ich neun Jahre alt. Danach wohnten wir mit meiner Mutter in Würselen und verbrachten dort in bescheidenen Verhältnissen unsere Kindheit und Jugend.“
Im Jahre 1944 heirateten Sie Heinrich Schwan. Wie haben Sie sich kennen gelernt?
Margaretha Schwan: „Auf einer gemeinsamen Wanderung der neuapostolischen Jugend der Gemeinden Würselen und Kohlscheid durchs Wurmtal kam ich mit Heinrich ins Gespräch. Damals war ich 16 Jahre alt. Daraus entwickelte sich dann eine Freundschaft, die dazu führte, dass wir im März 1944 in der Versammlungsstätte in der Aachener Ottostraße heirateten. Zusammen mit uns vermählten sich auch meine Schwester Maria und ihr Hans. Die Trauung hielt der Bezirksälteste Ernst Dunkmann.
Einige Zeit vorher hatte ich in einem Gespräch mit ihm geäußert, dass ich mit 19 Jahren doch eigentlich noch zu jung sei, um zu heiraten. Darauf meinte er, alt werden könne ich beim Heinrich.“
Wie darf man sich rückblickend eine Hochzeit in Kriegszeiten vorstellen?
Margaretha Schwan: „Am Hochzeitstag fuhren wir beiden Brautpaare mit zwei Kutschen von Kohlscheid durch die Soers nach Aachen in die Ottostraße. Das war natürlich ein ungewöhnlich schönes Erlebnis an diesem Sonntagmorgen.
Die Kutscher sollten dann nach dem Gottesdienst wieder für die Heimfahrt bereitstehen. Zunächst tauchten sie aber nicht auf und ließen uns nahezu zwei Stunden warten. Wir wussten nicht, wo sie waren, ob sie überhaupt noch einmal kommen würden und waren hungrig. Später erfuhren wir, dass sie zwischendurch noch eine andere Tour erledigt und dort reichlich Schnäpschen ,getankt’ hatten. In Kohlscheid warteten derweil die Doppelhochzeitsgäste in Sorge und Aufregung. Wir hatten keine Möglichkeit zu telefonieren und als wir dann endlich ankamen, war die Erleichterung und Freude groß.“
Ihr Mann war 36 Jahre als Amtsträger der Neuapostolischen Kirche tätig, davon 22 Jahre als Bezirksevangelist. Was bedeutete das für Ihre Familie?
Margaretha Schwan: „Mein Mann war im Schichtdienst auf der Grube beschäftigt und für das Werk Gottes fast jeden Tag unterwegs. Oft hatte er nach der Arbeit nur eine kurze Ruhezeit, bevor er sich wieder aufmachte. Er war in dem damals sehr großen Bezirk viel unterwegs und nicht selten gab es auch Gespräche mit Brüdern und Geschwistern bei uns zu Hause. Meine beiden Söhne und auch ich haben deshalb oft auf ihn verzichten müssen.“
Sie haben lange Jahre mit einer schweren Hörschädigung gelebt. Wie kam es dazu?
Margaretha Schwan: „Einige Zeit nach der Geburt meines Sohnes Peter erlitt ich einen Hörsturz und nach wenigen Wochen war ich fast taub.“
Wie haben Sie trotz dieser Einschränkung die Erziehung Ihrer beiden Söhne bewältigt?
Margaretha Schwan: Meine Familie hatte schnell gelernt, mir beizustehen, aber es beeinträchtigte natürlich den Lebensablauf in allen Belangen sehr. Trotzdem habe ich später noch circa zehn Jahre als Kontoristin in Aachen gearbeitet.
Im Jahre 1988 wurde im Aachener Klinikum von Professor Schlöndorf eine neue Operationsmethode für Gehörgeschädigte vorgestellt. Ich war eine der ersten, die operiert wurde. Mit Erfolg! Von da an konnte ich, bis auf wenige Ausnahme-Situationen, nach 35 Jahren der Stille wieder normal hören.“
Wie werden Sie Ihren 90. Geburtstag verbringen?
Margaretha Schwan: „In meinem Alter hat man nur noch bescheidene Wünsche. Zu meinem 90. Geburtstag werde ich meine Familie und einige aus meinem Bekanntenkreis zu einem Beisammensein ins Bistro im Pflegeheim Kohlscheid einladen. Seit sechs Jahren bin ich im Pflegeheim und seither weiß ich, dass es mir mit Gottes Hilfe trotz aller Beschwerden in meinem Leben immer gut ging. Nur war mir das zu jener Zeit nicht bewusst.
Übrigens: Meine Großmutter ist 94 Jahre alt geworden und hatte 14 Kinder!
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